Sonntag, 16. April 2006
Großeltern
Weil mir heute und auch schon gestern viele Gedanken über meine Großeltern durch den Kopf gehen, werde ich das mal für mich ein wenig niederschreiben...
Gefühle, Erinnerungen...und was mir sonst dazu einfällt.
Mögen sie auch ab und zu anstrengend sein, mögen sie oftmals so handeln, dass wir es nicht verstehen...wenn sie eines Tages nicht mehr da sind, hinterlassen sie eine große Lücke...eine sehr Große!!!!!

Oma und Opamäßig war ich reich gesegnet. Alle waren geschieden und hatten -bis auf eine Ausnahme- wieder geheiratet. So hatte ich noch Stiefomas und Stiefopas dazubekommen.
Um sie alle auseinander zu halten, bekamen sie Namen. Die gaben wir Kinder Ihnen, dh, mein Bruder und ich.

Da war unsere Lieblingsoma...die "Liebeoma". Die Mutter meiner Mama.
Ich wuchs eigentlich mehr oder weniger bei ihr auf, weil meine Mom ja schon bald nach meiner Geburt wieder arbeiten musste.
Sie tat alles für uns was man sich nur vorstellen konnte. Obwohl sie wahrlich nicht viel Geld hatte. Und doch schlug sie uns keinen Wunsch ab, lieber verzichtete sie ihrerseits auf Dinge...
Ich erninnere mich noch gut, als sie eines Tage meinte, sie hätte einen kleinen Matrosenanzug für mich gesehen, aber sie könne ihn für mich nur kaufen, wenn wir bis zum Laden zu Fuss gehen würden... Bis zum Laden waren es bestimmt 7 Bushaltestellen. Und es gab nur Anzug oder das Geld für die Fahrkarte... ich war noch ein rechter zwerg, erinnere mich nur noch dunkel daran, aber ich weiss noch, dass ich neben meiner Oma hergetapst bin und den kleinen Anzug auch bekommen habe...
So, wie kleine Gummifiguren, Schlümpfe ohne Ende, Wicki-Figuren und und und...
Als Danke habe ich ihr liegend Ihre Eckbank von unten bemalt, ihr Kohlen vom Keller geholt, das Öl hochgetragen, Milch von der Milchfrau geholt oder frischen Spinat vom Kramer...
Regelmäßig kochte sie für die ganze Famlie, war berüchtigt für ihren Käsekuchen, ihren Schweinebraten, ihre Vanillekipferl und vorallem für all die Liebe, die sie uns gegeben hat...
Sie war immer für uns da, richtete immer Kleinigkeiten für mich und die Miezen her, wenn ich sie besuchte, drehten wir immer eine Einkaufsrunde...
Bis sie an Krebs erkrankte...
Sie sagte uns nie, WIE krank sie wirklich war. Sie magerte nur ab, wurde zeitweise ihrem Mann gegenüber etwas boshaft und ein wenig eigensinnig. Aber wir sahen es mit Humor...
Als sie vor 5 Jahren dann einen Sekundentod im Fernsehsessel starb und man mir das um 2 Uhr nachts mitteilte, riss das eine große Wunde in mein Herz. Eine Wunde, die bis heute noch nicht verheilt ist, eine Wunde, die so groß ist, dass ich nicht mehr in ihre Wohngegend fahren kann, weil sie mir so fehlt. Weil sie mit 74 viel zu früh von uns gegangen ist...und sie uns schrecklich fehlt...

Dann war da noch ihr Mann, der "Charlyopa".
So wirklich richtig war mit ihm zu werden, fiel mir schwer! Ich denke, ich hab ihn irgendwann gemocht, aber ich kann nicht sagen, dass ich ihn geliebt hatte. Was mir daran nicht gefiel, war sei Militärton, den er auch meiner Oma manchmal gegenüber angeschlagen hatte. Als er älter wurde, änderte sich das, er wurde weicher, ruhiger...und meine Gefühle für ihn anders.
Der Tod meiner Oma brach ihm das Herz.
So starb er wenige Wochen nach meiner Oma in einem Altenheim, weil er nicht mehr in die alte Wohnung zurückgehen wollte. Unsere täglichen Besuche halfen nichts. Ein gebrochenes Herz kann man nicht kitten...
Und als er mir eines Tages sagte, dass meine Oma ihn des Nachts besucht hatte um ihm zu sagen, dass sie ihn bald holen würde, ich glaube, er glaubte selber fest daran...

Mein Opa Mütterlicherseits, der "S.Opa", der Mann von "Liebe Oma", den kannte ich nur als kleiner Zwerg, dann verschwand er aus unserem Leben.
Ich hab Erinnerungsfetzen...ein orangener großer Teddybär vom Oktoberfest...eine Puppe namens Kullertränchen...
Aber auch Tränen meiner Oma, Essen das durch die Küche flog, kaputte Möbel, Schläge...und eine schlimme Scheidung.
Jahre später rief er bei uns an, Jahre später, wo er gelernt hatte, aus seinen Affären.
Wo man dann mit ihm zusammen Motorboot fuhr am Gardasee...ihn oft besuchte, ihn so richtig ins Herz geschlossen hatte.
Bis seine jüngere, wesentliche jüngere Frau ihn vor die Wahl stellte. Wir oder sie. Er entschied sich für sie...
Es gab damals viele Missverständnisse, ich wollte versuchen sie zu klären, aber er knallte mir die Türe vor der nase zu.
So gab ich auf und liess ihn gehen, auch wenns nicht verständlich war.
Vor 5 Jahren hatte er einen Herzinfarkt. Wir besuchten ihn, dh, ich für meine Mom ins KH, aber ich wollte nicht mit ins Zimmer gehen.
Heute bin ich froh, dass ich auf sein Bitten hin nachgegeben habe.
Da lag ein alter mann weinend in den Kissen, entschuldiget sich bei mir, meiner Mom und überhaupt. Teilte mir mit, dass er versucht hatte, mich zu finden, aber er mich durch den Umzug aus den Augen verloren hatte. Er zitterte, hatte einen Anflug von Parkison, der erzählte von seinem Haus in den Bergen, von seinem Schäferhund der gerade mal 3 Monate alt war...
Als wir dann gingen, bat er uns bald wiederzukommen...
In dieser Nacht platzte eine Arterie, er fiel ins Koma... wachte nicht mehr auf.
Und starb zwei Tage nach seiner Exfrau, meiner Lieben Oma... :o(
Fast so, als hätten sie im Tod wieder zusammengefunden...
Und meine Mom verlor innerhalb von drei Tagen beide Elternteile.

So gabs da noch die "Sissi Oma".
Die Mutti meines Vaters.
Nach ihrer sehr frühen Scheidung hatte sie niemals wieder einen mann ihr Leben gelassen.
So entwickelte sie viele Eigenarten, war ein Medizinisches Wunder, weil sie stets an sämtlichen Krankheiten der BILD Zeitung erkrankte.
Sie war eine Eigenbrödlerin, aber sie war auf ihre Art herzig.
Leider spielte sie gerne -wenn auch unabsichtlich- ihre Familienmitglieder gegeneinander aus und war stur wie ein Panzer.
Mit Kindern konnte sie nicht besonders gut umgehen, ich hatte immer da Gefühl, wir waren ihr eher lästig. So gingen wir nicht besonders gerne zu ihr, zumindest nicht, als wir klein waren. Die letzten Jahre besuchte ich sie gerne. Ich konnte ihr stundenlang lauschen, wenn sie alte Geschichten erzählte...mit ihr uralte Schinken ansehen und sie spielte viele Rollen alter Filmstars perfekt nach.
ich denke, sie war für ihre damalige Zeit eine Amazone. Sie brannte früh durch, wollte Schlangenbeschwörerin bei einem Zirkus werden... kehrte reumütig nach Hause zurück... und bekam ihre beiden Söhne.
Als sie krank wurde, haben wir sie noch 2 Jahre zuhause gepflegt, was wahrlich nicht einfach war. Vorallem, als sie uns nicht mehr erkannte, ihre Türe zunagelte, um Hilfe schrie,weil ,sie dachte, es sind Fremde in der Wohnung...
So kam sie irgendwann leider in ein Pflegeheim, wo mein Vater sie unter der Woche jeden zweiten Tag besuchte, abwechselnd mit seinem Bruder und dem Rest von uns allen.
Am Schluss war sie nur noch ein überzogenes Skelett. Sie bekam eine Magensonde und man musste hilflos mitansehen, wie sie jeden Tag ein Kleinwenig starb und einen große Augen ansahen... Sie kannte uns nicht mehr :o(
Ich konnte ihr nochmal kurz eine meiner Miezen mit ins Heim schmuggeln. Das war wohl die letzte Freude, die ich ihr machen konnte. Und sie weinte große bittere Tränen...
Auch sie starb vor 5 Jahren. Und so war das ein Jahr voller Abschiede, wenn ich meine Fehlgeburt noch dazuzähle...

5 Jahre sind eine lange Zeit, aber solche Wunden heilen nie! Was bleibt, sind Erinnerungen, Gedanken und Momente die man einfach nie vergisst....

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Gestrandet...
Da du mich wirklich langsam nervst, werden deine Kommentare zukünftig gelöscht!!!!
Geh mit Gott, aber geh und mach dich lieber bei dir zuhause nützlich! Aber hier werde ich mir das nicht mehr antun, Mir nicht und auch allen anderen nicht, die hier lesen und schreiben!

Enough is enough!

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